Mosse Lecture: Thomas Macho - Traumstimmen. Zur Geschichte der Verdrängung fremder Stimmen im Film

Der Philosoph und Kulturwissenschaftler Thomas Macho eröffnet die aktuelle Reihe der Mosse Lectures "Nach der Stimme. Simulationen vokaler Authentizität" mit einem Vortrag über das Stimmenhören.

Einführung und Gespräch: Ulrike Vedder

Abstract

Mein Vortrag wird sich in drei Teile gliedern. Im ersten Teil werde ich über das Stimmenhören – jenseits von immer noch verbreiteter Pathologisierung als Symptom der Schizophrenie – sprechen, unter Bezug auf jüngere Forschungen zur Geschichte und Wissenschaft der inneren Stimmen (Charles Fernyhough, Tanya M. Luhrmann, Ruvanee P. Vilhauer), aber auch auf zwei Romane, die um das Stimmenhören indigener Hauptfiguren kreisen, und zwar »Eisejuaz« von Sara Gallardo (aus dem Jahr 1971, die deutsche Übersetzung von Peter Kultzen erschien 2017), sowie »Menschentier« von Indra Sinha (aus dem Jahr 2007, die deutsche Übersetzung von Susann Urban erschien 2011). Welche Stimmen, so werde ich fragen, hören wir im Traum, im Rhythmus des Gehens, in Krisen und Konflikten, aber auch beim Lesen und Schreiben? Der zweite Teil meines Vortrags wird danach die Geschichte der Stimm- und Sprachsynchronisation im Film kurz umreißen, ausgehend von einem Zeichentrickfilm der Disney-Company über »Donald’s Dream Voice« (aus dem Jahr 1948). Am Rande werde ich auch einige Audio-Beispiele der auf zwei CDs erschienenen Sammlungen »Liebesgrüße aus Hollywood« (von 1999 und 2002) kommentieren, auf denen deutsche Synchronsprecher:innen prominenter US-Filmstars deutsche Lyrik vortragen. Im dritten Teil soll dann die digitale Stimme im Mittelpunkt stehen, etwa unter Bezug auf Beispiele aus Computerspielen, die das Stimmenhören in virtuellen Welten (für die Kopfhörer der Spieler:innen) simulieren.

Thomas Macho

Thomas Macho

(© Foto: Jan Dreer, für IFK Wien)

Thomas Macho, Philosoph und Kulturwissenschaftler, seit 2016 Direktor des Internationalen Forschungszentrums Kulturwissenschaften Linz (IFK) in Wien und zuvor Professor für Kulturgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin, forscht und publiziert u. a. zur Kulturgeschichte der Mensch-Tier-Beziehungen, dem Tod und Totenkulten sowie der Theorie und Ästhetik des Films; mit der Stimme befasste Macho sich in zahlreichen Publikationen, u.a. in dem Band »Zwischen Rauschen und Offenbarung. Zur Kultur- und Mediengeschichte der Stimme« (2002, mit Friedrich Kittler und Sigrid Weigel); Macho wurde mehrfach für seine publizistische Arbeit ausgezeichnet, darunter 2019 mit dem Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa sowie 2020 mit dem Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik; jüngst erschien sein Buch »Warum wir Tiere essen« (2022).

Der Eintritt ist frei, Anmeldungen sind erbeten unter info@mosse-lectures.de.

Kontakt

  • Robert Loth
    MOSSE-LECTURES

    Humboldt-Universität zu Berlin
    Dorotheenstr. 24
    10117 Berlin

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Info

Do 10.11.2022, 19:15 Uhr
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Humboldt-Universität zu Berlin

Auditorium des Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrums
Geschwister-Scholl-Str. 1/3
10117 Berlin

Der Eintritt ist frei, es wird um Anmeldung per Mail gebeten.

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