Dekolonialer Stadtspaziergang: Die Anton-Wilhelm-Amo-Straße
Am 6. Juli 2023 hat das Berliner Verwaltungsgericht entschieden, dass die M* Straße in Anton-Wilhelm-Amo-Straße umbenannt werden darf. Rund drei Jahre nach dem Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung Berlin-Mitte vom 20. August 2020 wird der alte Straßenname nun endlich Geschichte sein. Und die Gegenwart gehört Anton Wilhelm Amo.
Zeit also, im Heute anzukommen und sich anderen, zukunftsweisenden Geschichten zuzuwenden, die der rassistische Straßenname bisher verdeckt hat. So tauchen dahinter Visionen von Freiheit, Zuflucht, Emanzipation, Anerkennung und Beteiligung auf, für die Menschen rund um die Anton-Wilhelm-Amo-Straße schon lange kämpfen, mindestens seit Aufklärung und kolonialer Moderne, seit den Verbrechen des NS-Regimes und des Holocaust bis in die postkoloniale Gegenwart nach dem ‚Kalten Krieg‘.
Deshalb lädt das Amo Kollektiv Berlin zur vierten Ausgabe des Dekolonialen Flanierens ein: eine öffentliche Entdeckungsreise zu Visionen und Visionär:innen gemeinsamer Zukünfte in Berlin-Mitte.
Der Stadtrundgang findet auf Englisch statt, mit deutschen Übersetzungen im Begleitheft.
Die diesjährige Route führt ins Zentrum deutsch-jüdischer Konfektionsmode, zu den Debatten im literarisch-philosophischen Salon der Rahel Levin Varnhagen, zu Positionen einer Jüdischen und einer Schwarzen Aufklärung. Mit einem Schokoladen-Tasting wird der bittersüße Geschmack des kolonialen Warenhandels erfahrbar, und inmitten von Spuren der DDR-Geschichte zeigen sich Hoffnungen Schwarzer und Jüdischer Menschen, die sich einstmals auf dieses sozialistische Deutschland richteten. So eröffnen sich am Schauplatz der Umbenennungskämpfe neue Perspektiven auf benachbarte, verflochtene Geschichten der Vertreibungen, Auslöschungen und Versklavungen, der Migrationen, Fluchten und Befreiungen, die den Untergrund unserer postkolonialen und postmigrantischen Gegenwart ausmachen.
Das 4. Dekoloniale Flanieren ist Teil der Initiative DRAUSSENSTADT, gefördert vom Berliner Projektfonds Urbane Praxis sowie von der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Über das Amo Kollektiv
Das Amo Kollektiv Berlin ist eine Gruppe von Studierenden, Künstler:innen, Wissenschaftler:innen und
Mitgliedern der Zivilgesellschaft mit Sitz im Amo-Salon, c/o Institut für Europäische Ethnologie, Humboldt Universität zu Berlin. Das Kollektiv ist aus den antirassistischen und dekolonialen Kämpfen um die Umbenennung der M* Straße nach dem afrodeutschen Aufklärer und antirassistischen Pionier des frühen 18. Jahrhunderts - Anton Wilhelm Amo – hervorgegangen.
Kontakt
Regina Römhild
regina.roemhild@hu-berlin.de
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c/o Institut für Europäische Ethnologie, Anton-Wilhelm-Amo-Straße 40, 10117 Berlin