Open Humboldt Festival | Ausstellung: Rudolf Virchow im Trichinentempel

(© Jan Steins)

1864 veröffentlichte Rudolf Virchow seine Publikation „Darstellung der Lehre von den Trichinen, mit Rücksicht auf die dadurch gebotenen Vorsichtsmaßregeln, für Laien und Aerzte“ (Berlin: Reimer, 1864). Bereits im Titel wird deutlich, dass Virchow nicht einfach eine wissenschaftliche Publikation von Forschungsergebnissen vorlegte. Die „Lehre von den Trichinen“ ist vielmehr als Handreichung anzusehen, die Informationen und konkrete Handlungsanweisungen für Politik und Gesellschaft – also auch Hersteller:innen und Verbraucher:innen von Fleischprodukten – enthält.
Die Vermittlung von gleichzeitig Wissen und Methode, von Forschung und sozialpolitischem Engagement ist bespielhaft für Rudolf Virchows Wirken.

Wie viel Wert Virchow auf das Zusammenspiel von Praxis und Theorie legte, zeigt sich auch in seiner Lehre am Pathologischen Institut, Berlin. Die praktizierte „Kultur der Wahrheit“ basierte auf die sinnliche Erfahrung, unter Einhaltung der von den exakten Wissenschaften vorgeschriebenen Beobachtungs- und Folgerungs-Methoden. So ermöglichte die „mikroskopischen Eisenbahn“ – Mikroskope auf Rädern – innerhalb eines Kurses 140 Studierenden das Betrachten von Objekten.

In den nächsten Jahren verfolgte Virchow die Trichinenfrage beharrlich. 1865 beantragte er die Einführung der „zwangsweise mikroskopischen Untersuchungen des Schweinefleisches für Berlin“ und hielt Vorträge über Trichinen, auch für die Schlächterinnung.
Ab 1900 bekommen Virchows Vorschläge mit der Einführung des „Gesetzes, betreffend die Schlachtvieh- und Fleischbeschau“ Gesetzeskraft. Ein entscheidender Schachzug Virchows war die Einführung und Standardisierung des Trichinenmikroskops. Diese wurde bereits mit Erscheinen seiner Publikation 1864, vom Instrumentenmacher Hermann Haensch von der Berliner Firma Schmidt & Haensch nach Vorgaben von Rudolf Virchow entwickelt. Mit der Standardisierung des Trichinenmikroskops wurde somit eine technische Voraussetzung für die Etablierung des Amtstierarztwesen gelegt.

Zugleich ist Rudolf Virchows Schaffen aus einer kritischen Perspektive zu betrachten. 1869 wurde auf seine Initiative die „Berliner Anthropologische Gesellschaft“ ins Leben gerufen, aus welcher die Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte (BGAEU) hervorgegangen ist. Noch heute befindet sich in der Sammlung der BGAEU, die auch Virchows Privatsammlung beinhaltet, menschliche Schädel aus aller Welt. Rudolf Virchow trug nicht zur wissenschaftlichen Etablierung der Rassenkunde bei, sondern auch zu seiner Popularisierung.

Die Ausstellung wird dementsprechend, die in Rudolf Virchows vereinte bzw. das durch ihn angestoßene interdisziplinäre Zusammenwirken aus Medizin, Technologie und Sozialpolitik beleuchten, als auch sein Wirken in einen kritischen Diskurs einbetten.

Kuratorin: Anna Szöke, Tieranatomisches Theater

Anmeldung

Zur Teilnahme ist beim Einlass das Vorweisen eines der "drei G's" erforderlich (geimpft, genesen oder getestet).

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Info

Fri 13.08.2021 – Sun 29.08.2021
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Tieranatomisches Theater

Campus Nord, Zugang über Philippstr. 13, 10115 Berlin

Öffnungszeiten

Mo.-Fr. 14:00-18.00 Uhr

Anmeldung unter welcome@tieranatomisches-theater.de

Weitere Informationen auf der Webseite des Tieranatomischen Theaters

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